Wege nach oben!
Shakespeareprojekt

Shakespeareprojekt

der 9A in Englisch

“If you can look into the seeds of time, and say which grain will grow and which will not, speak then to me.” (Macbeth, Akt 3, Szene 1)

In der diesjährigen 9A wurde Shakespeare „gesät“ und Kunstwerke der Schüler und Schülerinnen wurden „geerntet”. Aber von vorne…

William Shakespeare ist fest in den Lehrplan der neunten Jahrgangstufe integriert und nicht selten erkennt man eine leichte Abneigung gegenüber diesem Thema – völlig ungerechtfertigt. Nachdem sich die Klasse einen Überblick über die damalige Zeit und Shakespeares Leben verschafft und sich zwei der berühmtesten Werke –Hamlet und Romeo und Julia – genauer angeschaut hatte, wäre das Thema laut Lehrplan schon fast wieder erledigt gewesen.

Fast …

Ich hatte nämlich noch was mit der Klasse vor. Nachdem viele Schülerinnen und Schüler dieses Alters einen Bezug zur Hip-Hop-Musik haben, zeigte ich ihnen den Zusammenhang des Beats zwischen Hip-Hop und Shakespeares berühmtem Sonnet 18. Das Versmaß des jambischen Pentameters, welches dieses Sonett dominiert, entspricht nämlich theoretisch dem Rhythmus unseres Herzschlages. Und genau dieser Beat wird auch in der Hip-Hop-Musik verwendet. Als diese Parallele visuell und akustisch erkannt wurde, hatten wir den emotionalen Zugang zu Shakespeare gefunden. Darauf wollte ich aufbauen.

Die Klasse bekam den Auftrag, sich selbst künstlerisch an Shakespeares Werken zu versuchen. Die einen zeichneten zu Hamlet ein Comic, die anderen schrieben selbst englische Gedichte und Sonette und wieder andere nahmen all ihren Mut zusammen und trugen das Sonnet 18 in einer von ihnen selbstgewählten Emotion vor. Bei den Vorträgen des Sonetts war die Klasse so begeistert, dass ich als Lehrerin – fast wie bei einer Improvisationsshow – im Anschluss verschiedene Emotionen zugerufen bekam und auch ich das Sonett (mehrfach) vortrug. So still und gebannt habe ich die Klasse selten erlebt 😉

Mein Ziel war erreicht: Shakespeare wurde trotz seines anfänglichen Rufs als „nötiges Übel im Lehrplan“ von der Klasse als ein Thema angenommen, das viel mehr ist als das: nämlich Emotion und künstlerisches Arbeiten. Und nicht wenige aus dieser Klasse sind über ihren eigenen Schatten gesprungen und haben ihre Talente präsentiert.

Das Englischkollegium hat unter den abgegebenen Comics, Sonetten und Gedichten jeweils das Beste gekürt und ich durfte den Schülern und Schülerinnen dafür eine Kleinigkeit als Preis überreichen.

Um also die Frage, ob Shakespeare im Lehrplan nicht mittlerweile völlig überbewertet wird, zu beantworten, hier ein Zitat von Shakespeare aus Hamlet, Akt 4, Szene 5, Vers 28: Nein.

Verena Leupold