Wege nach oben!
Aktiv Toleranz lernen – gar nicht so einfach!

Aktiv Toleranz lernen – gar nicht so einfach!

Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage – mit diesem Schild begrüßt die Staatliche Wirtschaftsschule in Passau gleich am Eingang. Klingt gut, klingt wichtig – und was bedeutet dies für den Alltag? Damit diese Begriffe auch mit erlebbaren Inhalten gefüllt werden, nahmen die drei achten Klassen an Workshops der Initiative Colored Glasses teil. Colored Glasses ist ein Bildungsangebot, das Jugendliche für die Mechanismen von Diskriminierung, Vorurteilen und Stereotypisierung im Alltag sensibilisieren will.

Durchgeführt von jungen, ehrenamtlichen Mitarbeitern, die vor nicht allzu langer Zeit selbst im Ausland gelebt haben, erfuhren die Schüler in diesen Workshops einen wahrlich andersartigen Unterricht. Zunächst übten sie in getrennten Gruppen Grundregeln einer fremden Kultur ein, in der auch Handel getrieben wird. Bei den Besuchen der jeweils anderen Gruppe sollten die Schüler herausfinden, wie denn die andere Kultur „funktioniert“, vielleicht sogar neue Handelsmöglichkeiten entdecken. Gegenseitige Erklärungen waren nicht erlaubt.

Eine solche Simulation eines Kulturaustausches ist natürlich immer ein vereinfachtes Modell. Dennoch erlebten viele Schüler ein Wechselbad der Gefühle. Es wurde viel gelacht und gekichert. Manche fanden es spannend, wie bei einem Rätsel einen Code zu knacken. Andere ärgerten sich sehr, wenn die Begegnungen ganz anders liefen als erwartet. Die Weltenwanderung „im Kleinen“ bot viele Vergleichsmöglichkeiten zum Alltagsleben der Jugendlichen: Gehöre ich zu der Gruppe, die gewisse Regeln beherrscht? Erkläre ich sie anderen oder bin ich von der Unwissenheit anderer eher genervt? Wie löse ich Situationen, wenn ich die Sprache nicht beherrsche?

In der Nachbereitung kamen auch mal Alltagsleistungen zur Sprache, die sonst nicht so sichtbar sind oder als selbstverständlich angesehen werden. „Ich habe diese Weltenwanderung jeden Tag, wenn ich zuhause über die Türschwelle trete“, berichtete ein Schüler, dessen Eltern im Ausland aufgewachsen sind. Konfrontiert mit den eigenen Gefühlen während des Workshops wurde vielen klar, dass die geforderte Toleranz in der Begegnung mit Neuem oder Anderem jeden einzelnen fordert. Das Schild am Eingang der Schule ist eine tägliche Erinnerung, dass sich alle jeden Tag neu bemühen, mehr Verständnis zu leben.

 

Für die Völkerverständigung unterwegs – ehemalige Austauschschüler und Stipendiaten des Programms „Botschafter Bayerns“, die für ein Jahr im Ausland lebten (z.B. Brasilien, USA, Argentinien, Indien, China)

Hintergrundinformationen zu den Personen auf dem Bild von links nach rechts

1) Laura Grünwald (China)
2) Lena Lorenz (Brasilien)
3) Anna-Christin Ballheimer (USA)
4) Hans Rosenberg (Indien
5) Clara Leitz (Argentinien)
6) Miruna Tudose (aus Rumänien, aktuell Austauschschülerin in Regensburg)

Infos zum Bildungsangebot unter

https://coloredglasses.de/ bzw.

https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/746/botschafter-bayerns-stipendium-bietet-einblicke-in-die-kulturen-der-welt.html