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VR-Brillen im Unterricht

VR-Brillen im Unterricht

Von Luisa Theis

Virtual Reality zur Berufsorientierung? Das testen gerade die Schüler der Wirtschaftsschule Passau. Ob Fräsen, Schweißen, Lackieren oder Motoren austauschen – all diese Dinge können im Klassenzimmer ausprobiert werden.
Eine Hydraulikpresse oder CNC-Fräse sagt den wenigsten Jugendlichen etwas, noch weniger, wie man sie bedient. Genau das ist aber diese Woche in der WS Passau Programm. Statt normalem Unterricht tauchen die Schüler mit Hilfe von zwei Controllern und einer VR-Brille in eine virtuelle 3D Welt ein. Wie das funktioniert, haben die drei Zehntklässler Alina, Leon und Yannick erklärt und vorgeführt: Sie setzen die VR-Brille auf und halten die dazugehörigen Hand-Controller fest. Nun bewegen sie sich in einem auf dem Boden markierten Viereck. Der Blick durch die Brille wirkt verblüffend real: Statt vor Schultischen stehen sie nun vor lebensgroßen Maschinen.
Bevor es losgeht, muss sogar entsprechende Schutzkleidung virtuell „angezogen“ werden, das Programm zeigt den Schülern einen möglichst realistischen Arbeitsablauf. Jetzt können die Schüler ihr handwerkliches Geschick auf die Probe stellen und sich in vier Bereichen testen: Metallverarbeitung, Glasverarbeitung, Elektrotechnik und Kunststoffverarbeitung. Zu den aktuellen Aufgaben zählen das Bedienen einer Hydraulikpresse sowie CNC-Fräse, das Zuschneiden und Bearbeiten von Flachglas, Schweißen, das Prüfen von Flaschen auf ihre Beschaffenheit, der Austausch eines Elektromotors, das Programmieren einer Lackierstraße, die Einrichtung einer komplexen Maschine (Spritzguss) und die Herstellung eines Kunststoffrohrs (Extrusion). Während ein Schüler gerade eine Aufgabe bewältigt, können die restlichen Klassenkameraden seine Bewegungen über ein Tablet mitverfolgen.
Einfach ist das Ganze definitiv nicht, so können Glasscheiben zerbrechen, Lackierungen schiefgehen oder Motoren falsch angeschlossen werden. Alina, Leon und Yannick sind schon richtige Profis und helfen den anderen Schülern bei den Aufgaben.

Mit VR-Brillen vom Klassenzimmer aus handwerkliche Berufe testen (v.l.): stellv. Schulleiter Matthias Schmid, Alina Spieß, Leon Eduard Hoffmann, Yannick Tanner und Nicole Reiter. −Foto: Theis


„Es kommen immer wieder neue Stationen dazu, das Programm erweitert sich ständig. Die Schüler bekommen durch das Ausprobieren einen Einblick in technische Berufe mit ansonsten schwer zugänglichen Bereichen“, erklärt stellvertretender Schulleiter Matthias Schmid.
Je nach Berufsfeld und Aufgabe ändern sich die interaktive Werkstatt sowie die nötigen Schlüsselqualifikationen. Nur Knöpfe zu drücken reicht hier nicht: Die spielerische Auseinandersetzung mit den virtuellen Maschinen testet Geschick, technisches Verständnis und räumliches sowie logisches Denken. Diese Kompetenzen werden vom System ausgewertet und nach Schnelligkeit, Genauigkeit und Fehlern bewertet. Sind alle Aufgaben gelöst, erhalten die Jugendlichen ein Zertifikat, in dem die einzelnen Fähigkeiten aufgelistet sind. Auch einige dazu passende Berufsmöglichkeiten bekommen die Schüler mit an die Hand.
Neben der Berufsorientierung bereitet der Umgang mit den VR Brillen die Schüler auch auf die zukünftige Arbeitswelt vor: „Immer mehr Jobs werden weltweit von VR beeinflusst, wie zum Beispiel in der Entwicklung von Prototypen, Virtual Reality Meetings, Marketing und Design oder um in der Produktion gefährliche Prozesse vorab zu üben“, so Lehrerin Nicole Reiter.
Seine Fähigkeiten auf diese moderne Art zu testen ist auf jeden Fall um einiges spannender, als einen Fragebogen auszufüllen, da sind sich die drei Schüler einig. Und mehr Spaß macht es auch.

Quelle: PNP.de – https://www.pnp.de/print/lokales/stadt-und-landkreis-passau/passau-stadt/unterricht-mit-vr-brille-10699163 – 10.03.2023