Hat das Fach Deutsch neben Facebook, Twitter & Co noch eine Bedeutung? Oder welche Erwartungen werden an das Fach gestellt?
Die veränderte Medienwelt macht es dem Schüler nicht leicht Sprache zum Einsatz zu bringen. Immer mehr wird beklagt, dass Kommunikation auf niedrigem Sprachniveau stattfindet. Man spricht von Verfremdung, Sprachverarmung und von reduzierter Kommunikationsfähigkeit. Der persönliche Brief wurde längst durch E-Mail bzw. im privaten Bereich durch Kurzformen wie SMS ersetzt. Gleichwohl kann und darf gerade eine Wirtschaftsschule diese technischen Neuerungen nicht ignorieren, denn in unserer Zeit und vor allem in unserer Berufswelt muss der Schüler auch in Sachen Medien gewappnet und vor allem flexibel sein. Er sollte sich der Vorteile bedienen und das Positive nutzen.
Der Aufsatz verlangt – damals wie heute – eine objektive Auseinandersetzung mit den aktuellen Problemen der Gesellschaft, der Schüler muss die Kunst des Argumentierens beherrschen. Auch werden immer noch die Kardinaltugenden eingefordert: die Beherrschung des rechten Sprachgebrauchs in Rechtschrift und Grammatik. Täglich werden wir mit Informationen und Texten überschwemmt. So ist seit über 20 Jahren neben dem Aufsatz die Arbeit am Text Bestandteil der Abschlussprüfung. Es gilt Wichtiges herauszufiltern, Absichten des Verfassers zu verstehen und Kritik zu äußern.
Lesen bleibt also wichtig: Selbst der Literaturunterricht erfährt immer noch Wertschätzung, dient er doch neben der Interpretation des Wortes vor allem der Allgemeinbildung, die heute im Berufsleben vorausgesetzt wird. Neu ist, dass der mündliche Sprachgebrauch in Form von Präsentationen mehr und mehr als Schulaufgabe zum Einsatz gebracht wird. Das Internet dient hauptsächlich der Recherche, der Vortrag selbst erfolgt durch PowerPoint.
Daneben werden im Fach Deutsch Wettbewerbe gefördert. So gesehen haben sich die Aufgaben nicht etwa verringert, sondern das Feld hat sich sogar noch erweitert.
Wie sich die Zeiten ändern, kann man auch an den Aufsatzthemen der Abschlussprüfung ersehen.
Thema im Schuljahr 1915:
Wenn wir unsere Kolonien verlören.
Auswahlthemen im Schuljahr 1951:
1. Wie ist Freiheit in der Demokratie verwirklicht?
2. Warum ist der Bayer. Wald wirtschaftlich rückständig?
3. „Was einer ist, was einer war, beim Scheiden wird es offenbar“ (Hans Carossa)
Auswahlthemen im Schuljahr 1992:
1. Erscheint es Ihnen sinnvoll, daß Schüler in ihrer Freizeit mit Jobs Geld verdienen?
2. Skilager sind beliebte Schulveranstaltungen, werden aber auch kritisch bewertet. Nehmen Sie Stellung zu der Frage, ob die Schulen weiterhin Skilager durchführen sollten!
3. Im Fernsehen, in Videospielen und Computerspielen wird oft Gewalt dargestellt. Zeigen Sie an Beispielen auf, welche Gefahren solche Darstellungen für junge Zuschauer haben können! Was kann gegen diese Gefahren getan werden?
Auswahlthemen im Schulajhr 2012:
1. Jedes Jahr verlassen deutsche Staatsbürger ihre Heimat und wandern aus. Welche Vor- und Nachteile können mit so einem Entschluss für die Auswanderer verbunden sein?
2. Viele Menschen zeigen schon in jungen Jahren Suchtverhalten. Welche Ursachen kann dies haben und welche Präventionsmaßnahmen sind möglich?
3. Der Arbeitsmarkt stellt heute hohe Ansprüche. Welche Anforderungen werden generell an die Beschäftigten gestellt? Wie können sich junge Menschen darauf vorbereiten?
Das Fach Deutsch ist in den letzten Jahrzehnten ganz sicher mit einem Namen verbunden – Anne Siebert. Sie korrigierte hunderte, wenn nicht tausende Aufsätze und Abschlussprüfungen. Unzählige Absolventen mussten sich Ihren bohrenden Fragen in der mündlichen Prüfung stellen. Der weitaus überwiegende Teil der Schülerschaft wird sie aber als wohlwollende und den aktuellen Themen der Gesellschaft gegenüber aufgeschlossene Lehrkraft in Erinnerung behalten.
Persönlich fand sie in ihrem Mann Helmut, der ebenfalls Lehrer an der Wirtschaftsschule war, ihr Glück. Auf dem Foto oben sind beide bei ihrer Hochzeit 1979 zu sehen.
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