Herbert Stadler


Herbert Stadler
Vorstandsmitglied der VR-Bank Passau
von 1978 – 2007

Heuer kann die Staatliche Wirtschaftsschule Passau auf 100 Jahre ihres Bestehens zurückblicken.
Vor 50 Jahren, genauer gesagt von 1960 bis 1964, war ich einer von mehr als 600 Schülern, der diese
Schule, welche damals noch Städt. Wirtschaftsaufbauschule Passau hieß, besuchte. Grund genug, ein
wenig auf diese prägenden Jahre in meinem Leben zurückzublicken.

Eine weiterführende Schule zu besuchen war in der damaligen Zeit nicht so selbstverständlich wie heute.
Es gab nur begrenzte Lehrmittelfreiheit und Schulgeld wurde nach den finanziellen Verhältnissen der
Eltern erhoben. Zusätzlich einen erheblichen Aufwand erforderten die monatlichen Fahrtkosten von Ortenburg
nach Passau. Dieser finanzielle Kraftakt war für meine verwitwete Mutter nur durch Konsumverzicht zu
bewältigen. Dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar.

Auch als Fahrschüler war die Situation damals kaum mit den heutigen Verhältnissen vergleichbar.
Fahrschüler bedeutete für mich um 5 Uhr morgens aus den Federn, kurz nach halb sechs aus dem Haus,
ca. 20 Min. Fußmarsch zum Bus. Abfahrt 05:55 Uhr in Ortenburg, umsteigen in Vilshofen in den Zug nach Passau.
Etwas Positives hatte diese lange Fahrstrecke jedoch auch, diese wurde überwiegend zur Vorbereitung des
Unterrichts bzw. zur Vervollständigung der Hausausgaben genutzt. Zurück die selbe Strecke am Nachmittag.

Dieser Aufwand an Zeit und Geld lohnte sich rückblickend sehr wohl. „Nicht für die Schule lernen wir, sondern
für das Leben.“ Dieser Spruch galt auch zu jener Zeit. Ich bin heute noch sehr dankbar, dass die Wirtschaftsschule
mir eine breite Basis für eine fundamentierte Bildung und Ausbildung für alle möglichen Berufe in Wirtschaft,
Verwaltung und Technik vermittelte. Trotz Schwerpunkt Wirtschaft strebten einige meiner Klassenkameraden
anschließend eine Ausbildung im techn. Bereich mit Ingenieurstudium an. Welche Wege später auch immer
eingeschlagen wurden, die Schule formte erfolgreiche Unternehmer, Führungskräfte in Wirtschaft und Verwaltung
bis hin zu einem Piloten und einem Pfarrer in unserem Jahrgang. Bezüglich der Berufswahlen gab es beim ersten
Klassentreffen nach 25 Jahren daher erstaunte Gesichter.

Ich hatte mehrere Bewerbungen geschrieben. Ich bekam Zusagen für den mittleren und gehobenen nichttechnischen
Dienst und aus der Wirtschaft. Viele Türen standen damals aufgrund der prosperierenden Wirtschaft offen.
Dank meiner guten kaufmännischen Ausbildung habe ich mich für den Beruf des Bankkaufmannes entschieden und
habe diesen Schritt auch nie bereut. Ein Dankeschön gilt meinem Klassenlehrer, Herrn StD Anton Wittkowsky, und den
anderen Lehrkräften, die um das Wohl von uns Schülern besorgt waren. Die Staatliche Wirtschaftsschule Passau hat mir
eine gründliche Allgemeinbildung und eine fundamentierte Basisausbildung vermittelt und mich entscheidend geprägt.
Hier wurde die Grundlage für meinen beruflichen Werdegang gelegt.

Ich wünsche der Staatlichen Wirtschaftsschule für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg bei der Erfüllung Ihres Bildungsauftrages.

 

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