Schulleiter


Schoenbuchner
Grußwort des Schulleiters

Dieter Schönbuchner

 

Eine durch viele Erfahrungen geprägte Vergangenheit ist ein wertvolles Fundament für eine erfolgreiche Zukunft. Eine Aussage, die auf die Staatliche Wirtschaftsschule Passau voll zutrifft, denn sie besteht nunmehr seit 100 Jahren.

Am 31.07.1913 beschließt der Stadtmagistrat Passau die Gründung einer einjährigen „Städtischen Handelsvorschule Passau“. Die Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten erfolgt am 13.08.1913, sodass der Unterricht am 16.09.1913 in einem Anbau der Nikolaschule mit zunächst 34 Schülern beginnen kann. Diese Neugründung ist vorrangig der Initiative des Oberlehrers Wilhelm Leidl und des Bürgermeisters Josef Muggenthaler zu verdanken. Zielsetzung war die Vermittlung einer eingehenden und umfassenden kaufmännischen Vorbildung. Eine Zielsetzung, die für die Staatliche Wirtschaftsschule Passau auch im Jahre 2013 noch volle Gültigkeit besitzt.

Es schließt sich eine Entwicklung an, die durchaus als einmalige „Erfolgsstory“ bezeichnet werden kann. Schnell kommt der Übergang zur zweistufigen, dann zur dreistufigen Handelsschule, 1931 durfte die Schule schließlich die mittlere Reife verleihen. Das Einzugsgebiet umfasst nunmehr ganz Südostbayern und das angrenzende Österreich. Die laufend steigenden Schülerzahlen sprechen für die Notwendigkeit dieser Schulart. 1940 entschließt man sich den Namen „Wirtschaftsaufbauschule“ anzunehmen, vierstufig wird die Schule 1961, eine zweijährige Berufsfachschule wird erst im Jahre 2000 angegliedert.

Bevor 1966 der Freistaat Bayern die Trägerschaft übernahm, war die Stadt Passau für die Schule verantwortlich. Als Sachaufwandsträger steht die Stadt Passau auch heute noch in dieser Tradition. Ihre Verdienste für die Passauer Wirtschaftsschule bedürfen einer ganz besonderen Würdigung.

1971 werden auch Mädchen aufgenommen, eine längst überfällige Reform, wie die kommenden Jahre mit stark steigenden Anmeldungen von Schülerinnen zeigen. 1974 wird in Verbindung mit der Wirtschaftsschule eine Staatliche Berufsoberschule errichtet, die allerdings an diesem Standort 1998 wieder erlischt.

Mit Recht kann gesagt werden, dass die Staatliche Wirtschaftsschule Passau eine alte, aber sehr moderne Passauer Traditionsschule ist, aus der viele Karrieren in Wirtschaft, Verwaltung und Politik hervorgegangen sind. Erfolge, auf die die Schule sowie die Stadt Passau anlässlich des 100jährigen Schuljubiläums stolz sein können.

Neben der Vorbereitung auf ein Berufsleben in Wirtschaft und Verwaltung war die Vermittlung einer fundierten Allgemeinbildung immer ein besonderes Anliegen. Dadurch rückt neben der beruflichen Qualifizierung die Persönlichkeitsbildung in den Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen. Eine Dualität, die sich insgesamt auf die Entwicklung und den persönlichen Werdegang der anvertrauten Kinder und Jugendlichen sehr positiv auswirkt. Dies wird klar ersichtlich anhand der vielen positiven Berufs- und Lebenswege unserer Absolventinnen und Absolventen in den vergangenen Jahrzehnten. Dokumentiert wird dies in unserer digitalen Festschrift durch die verschiedenen Beiträge von ehemaligen Schülerinnen und Schülern.

Neben diesem individuellen Aspekt darf kurz der gesamtgesellschaftliche angesprochen werden, der durch die Aussage des Auto-Pioniers Henry Ford gut verdeutlicht wird: „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrik oder im Labor, sie beginnt in den Klassenzimmern“. Eine Feststellung, die auf alle Schularten zutrifft, besonders jedoch auf berufliche Schulen. In diesem Sinne hat die Staatliche Wirtschaftsschule Passau in den vergangenen 100 Jahren ihren Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und somit für Wohlstand und sozialen Frieden in unserer Gesellschaft geleistet.

Die Gründung einer beruflich orientierten Schule vor 100 Jahren, die zusätzlich einen mittleren Bildungsabschluss ermöglicht, zeigt den Weitblick der damaligen Initiatoren, denn der berufliche Bildungsweg hat sich in den letzten Jahren zu einem beachtlichen Erfolgsmodell entwickelt. So gehen nicht wenige unserer Schülerinnen und Schüler den Weg über die berufliche Oberschule mit anschließendem Studium.

Nach dem Übergang von einer einjährigen zu einer letztlich vier- und zweijährigen Beschulung, nach Unterbringung in neun verschiedenen Gebäuden und nach wiederholten Namensänderungen präsentiert sich die Wirtschaftsschule Passau heute als eine zeitgemäße Schule mit ganz eigenem Profil. Neben der kaufmännischen und allgemeinbildenden Orientierung kann sie, nunmehr seit über 40 Jahren, auf wichtige Erfahrungen im DV-Unterricht zurückgreifen. Als Referenzschule für Medienbildung erfolgt seit Kurzem eine zusätzliche Kompetenzerweiterung in diesem zukunftsorientierten Bereich. Ein weiteres positives Beispiel stellt das Projekt „Ökonomische Verbraucherbildung“ dar.

Die Toleranz und Weltoffenheit der Schule findet sich in einer Zertifizierung als „Schule ohne Rassismus“ wieder. Seit nunmehr 23 Jahren besteht des Weiteren eine wertvolle Schulpartnerschaft mit dem italienischen Istituto Tecnico Commerciale S. Ceccato in Montecchio Maggiore. Bedingt durch die demographische Entwicklung nehmen die Schülerzahlen, auch an den Wirtschaftsschulen, ab.
Neue Anforderungen in den kaufmännischen Berufen sind bei der systematischen Weiterentwicklung der Schule sowie der täglichen pädagogischen Arbeit zu berücksichtigen. Eine qualitätsorientierte Bildungsarbeit ist die beste Antwort auf den hieraus resultierenden Wettbewerbsdruck.

Insbesondere durch die Einführung von QmbS (Qualitätsmanagement an beruflichen Schulen in Bayern) an unserer Schule wird dem entsprochen. Dies wird ergänzt durch eine Orientierung an Kompetenzen und damit einer Überarbeitung der Lehrpläne mit deutlichen Verbesserungen, z.B. im Bereich der Textverarbeitung und der Übungsfirma, vor allem aber im Fach Mathematik. Dieses Fach soll verbindlich eingeführt und auf diese Weise die Durchlässigkeit zur Beruflichen Oberschule erhöht werden. Dadurch erfolgt insgesamt eine Öffnung und in der Folge eine Neupositionierung hinsichtlich beruflicher und gesellschaftlicher Veränderungen. Dies ist grundsätzlich zu begrüßen und als Chance zu sehen, durch erhöhte Attraktivität auch weiterhin das Fortbestehen dieser erfolgreichen Schulart zu sichern.

In unserer wechselvollen Geschichte wurden wir begleitet von wirtschaftlichen und politischen Gremien, von den Repräsentanten der Stadt Passau, von der Regierung von Niederbayern und dem Kultusministerium. Wir fanden verständnisvolle Verantwortliche, die uns unterstützten und sich für unsere Belange einsetzten. Dafür unser herzliches Dankeschön.

Abschließend gilt ein besonderer Dank all den Eltern, den Kolleginnen und Kollegen und den vielen Schülerinnen und Schülern, die durch ihr Vertrauen, ihr Engagement und ihren Fleiß dazu beigetragen haben, dass die Staatliche Wirtschaftsschule Passau in der Vergangenheit sowie heute ihren Bildungsauftrag erfolgreich in die Tat umsetzen konnte und kann.
Dies lässt uns mit Optimismus und Zuversicht in die Zukunft blicken.

Dieter Schönbuchner

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